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1. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 76

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
76 entsprachen die Kriegs- und Domnenkammern, die dem General-Direktorium unterstellt waren, wie die Steuerrte iu den Stdten und die Landrte auf dem Lande den Kriegs- und Domnenkammern. Die Generalrechenkammer, die heutige Oberrechnungskammer in Potsdam, wurde zur Beaufsichtigung der gesamten Finanzverwaltung ein-gerichtet; alle Rechnungen des Staates wurden hier einer genauen Prfung unterzogen. 3. Sorge fr Gewerbttigkeit und Landwirtschaft, a) Gewerbttigkeit. Friedrich Wilhelm I. duldete nicht, da seine Untertanen auslndische Stoffe trugen, weil er nicht wollte, da Geld fr Kleidungsstcke in das Ausland gebracht wrde; die Einfuhr fremder Stoffe belegte er mit hohen Eingangszllen (Merkantilsystem). Die Manufakturen nannte er ein recht Bergwerk", und von einem Lande ohne Manufaktur sagte er, es ist ein menschlicher Krper sonder Leben, ergo ein totes Land, das bestndig pauvre und elendiglich ist und nicht Zum Flor sein Tagelang gelangen kann." In Berlin legte er eine groe Weberei an, woran alle inlndische Wolle verkauft werden mute. Offiziere und Beamte durften weder fr sich noch fr die Regimenter und Diener Tuche aus dem Auslande kommen lassen. der die Anfertigung der Stoffe gab der König genaue Vorschriften und lie strenge Aufsicht führen, damit die Fabrikanten niemand bervorteilten. Bald standen die preuischen Manufakturen (Tuchfabriken) in solcher Blte, da sie sogar nach dem Auslande einen bedeutenden Absatz hatten.1) Auch die Leinenweberei hob sich ganz erheblich. Den Handwerkern in Berlin gab der König dadurch reichen Verdienst, da er fr die Verschnerung und Bebauung der Stadt sorgte. Reichen Brgern und Beamten wies er Pltze und einen Teil des Bauholzes an, und dann hie es: Der Kerl hat Geld, mu bauen." Die Städte stellte er unter Steuer rate, damit die eigenntzigen Ratssamilien und die Znfte die unteren Volksklassen nicht bedrckten. Friedrich Wilhelm I. besuchte selber die Baupltze, um sich persnlich vou dem Fortschritt der Arbeit zu berzeugen. Lssige Arbeiter wurden dann nicht selten aus eine recht nachdrckliche Weise zur Arbeit angehalten. Den Hkerweibern, Handwerkerfrauen und Brgerstchtern, die in den Straen und auf dem Markte Waren feilboten, befahl er, zu stricken und zu nhen oder Wolle und Flachs zu spinnen. b) Landwirtschaft. Den hartbedrckten Bauersleuten suchte der König eine menschenwrdige Behandlung zu verschaffen. Zur J) Preußen hatte die gesamte Tuchlieferung fr die russische Armee.

2. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 103

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
103 verbleiben und von den Eltern auf die Kinder kommen sollen"; auch verbot er das Auskaufen ') der Bauern.,.'.Zur Rettung des stark ver-schuldeten Grundbesitzes grndete Friedrich Kreditvereine, sogenannte Land-schaften. Jedes Mitglied kouute hier gegen mige Zinsen ein Dar-lehen bis zur Halste des Wertes seiner Besitzung erhalten. Auf die Pfandbriefe" der Landschaft gaben Private wie Kassen gern Geld. ^ "/* /gur'webling' detz Ackerbaues schickte der 'groe König Bauersleute nach Hollaud und England; dort sollten sie die Fortschritte der Landwirtschaft kennen lernen und spter die gesammelten Erfahrungen daheim verwerten. Er forgte ferner durch Belehrung und Zwang fr die Verbreitung der Kartoffeln, die zwar schon unter dem Groen Kurfrsten in das Land gebracht waren, deren Anbau aber uoch nicht berall mit dem ntigen Verstndnisse betrieben wurde. xvt den Hungerjahren 1771 -1772 lernten die Landlente dieses wertvolle Nahrungs-mittel erst recht schtzen. - Um gutes Viehfutter zu erzielen, wurde der Klee- und Lupinenbau. der im Osten noch nicht allgemein bekannt war, gefrdert. - Der König befahl ferner, bei den Husern Grten anzulegen und Obstbume zu pflanzen. Um die einheimische Schafzucht zu verbessern, fhrte Friedrich das spanische Edelschas ein. und die Bienenzucht wurde in den stlichen Gebieten als lohnende Nebenbeschftigung warm empfohlen. 4. Sorge fr Handel und Gewerbe. Nach des Knigs Wnnfch und Willen sollte nichts im Auslande gekauft werden, was im eigenen Lande hergestellt werden konnte. Er rief gefchickte fremde Hand-werker und Fabrikanten herbei, damit sie die einheimischen, die den Betrieb vieler neuen Gewerbe uoch nicht kannten, belehren und an-spornen sollten; wie in England, so wurde auch in Prenen btc Dampfmaschine in beit Dienst bcr Arbeit gestellt. Die schleiche Seilt-wandweberei und das schleiche Httenwesen kamen unter /, seiner Regierung zu groer Blte.') In Berlin grndete er eine Spinnerei und eine Weberei, eilte Zuckcrsiedcrci und ein groe Porzellanfabrik. Die Waisenkinder in Potsdam muten Spitzen klppeln; in Oberschlesien lie er Bergwerke und Fabriken anlegen. Durch den Anbau des Maulbeerbaumes suchte er die Seideusabrikatiou in Preußen heimisch zu machen. Die Ein- i) In dem Allgemeinen Landrecht heit es deshalb: . die Edelleute (sollen) niemals Bauerngter einziehen. . . . weil die Edelleute. wenn ste Vor-werke aus Bauerngtern machen, die Zahl der Einwohner verringern . -) Erg. Nr. 19.

3. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 104

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
104 ficht solcher Waren, welche im Lande selber hergestellt werden Konnten, verbot der König oder belegte sie mit sehr hohen Eingangszllen, eme Ausfuhr von Rohstoffen durftenichtstattfinden (Merkantilstem)! Auf diese Weise erhielten Tausende von Menschen eine lohnende Beschftigung, und preuische Erzeugnisse fanden ihren Weg bis nach Amerika. . Auch grndete Friedrich zu Berlin eine Bank, bei der sich die Kaufleute zur Anlage oder zum vorteilhafteren Betriebe ihres Geschftes gegen mige Zinsen Geld leihen konnten, damit sie Wucherern nicht in die Hnde fielen. Zur Hebung des Binnenhandels und Erleichterung des Ver-kehr3 setzte Friedrich Weichsel, Elbe und Oder miteinander in Ver-blndnng; er legte den Bromberger, Plauenschen und Finow-Kanal an. Durch Schaffung eines Seehafens an der Mndung der Oder in die Ostsee (in Swinemnde) wurde Stettin bald eine sehr wohlhabende Handelsstadt. - Die Seehandlung sollte den ber-seeifchen Handel Preuens untersttzen. Fr Handel und Gewerbe rief der König gleich zu Anfang seiner Regierung eine eigene Ministe rialab teilnng ins Leben. 5. Sorge fr die Rechtspflege. Um die Rechtspflege hat sich Friedrich auerordentlich verdient gemacht. Im Verein mit den tchtigen Juristen Eoeeeji und von Earmer arbeitete er an der Verbesserung des Gerichtswesens. Er trennte die Justiz von der Verwaltung und erlie eine neue Gerichtsordnung (Codex Fridericianns). Eine neue Prozeordnung bestimmte, da jeder Proze binnen Jahresfrist erledigt fein mute. Von feinem Grokanzler von Earmer lie er dasmllgemeine Landrecht ausarbeiten, das.erfte bedeutendere Gesetzbuch in deutscher Sprache. Zu Friedrichs Zelten war hier und dort die Folter noch im Gebrauch; er schaffte sie ab und machte ebenfalls den H exen pro z essen fr immer ein Ende. Der König setzte rechtskundige Richter ein und forderte von ihnen strenge Gerechtigkeit, jhr mt wissen," sagte er zu ihnen, da der geringste Bauer, ja Bettler ebensowohl ein Mensch ist, wie Seine Majestt, indem vor der Justiz alle Leute gleich sind, es mag sein ein Prinz, der gegen einen Bauern klagt, oder auch umgekehrt, so ist der Prinz vor der Justiz dem Bauer gleich und mu nach der Gerechtigkeit verfahren werden ohne ) Der Franzose Mirabeau jagt von diesem efe^e: Mit diesem Werke ist Preußen dem brigen Europa um ein Jahrhundert voraus."

4. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 299

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
299 Hatte schon der Ausbau der Kunststraeu und die Einrichtung von Schnellposten den Verkehr in Norddeutschland zu Anfang des Jahrhunderts wesentlich gefrdert, so stieg dieser ganz erheblich unter Benutzung der Dampskrast nud der Elektrizitt, die es bei ihren Schnellfahrverfncheu bis zu einer Fahrgeschwindigkeit von 200 Kilometer in der Stunde trachte. Em dichwaschiges Netz von Eisen-bahnen bedeckt ganz Deutschlands Straenbahnen sorgen snr den Verkehr in greren Stdten. Kleinbahnen erschliee wirtschastlich rmere Gegenden, Kanle und eine verbesserte Fluschiffahrt frdern den Binnenhandel. Dnrch die Einfhrung der Briefmarke und der Postkarte, durch die Herabsetzung des Portos und durch verschiedene andere Einrichtungen hat das Postwefen eine ganz ungeahnte Ausdehnung ge-Wonnen. Die Grndung des Weltpostvereins ist die grte Aat des geistvollen deutschen Generalpostmeisters von Stephau. Die See-schlssahrt ist im gleichen Verhltnisse zu der Gre der Industrie und des Handels gestiegen; deutsche Handelsschiffe und Postdampfer lausen die wichtigeren Hsen aller Erdteile an. Durch den Besuch der hheren und mittleren Lehranstalten und der gut geleiteten Fach- und Fortbildungs-schulen sind die Angestellten in der Industrie, im Handel und Verkehr in der Lage, sich eilte tchtige Bildung zu verschaffen. c) Die Landwirtschaft. Nach der Aufhebung der Erb-Untertnigkeit kamen auch fr deu kleineren und mittleren Bauer bessere Seiten. Langsam zwar, aber stetig begann sich die Landwirtschast zu heben, tchtige Landwirte suchten die Ergebnisse der Wissenschast praktisch zu verwerten. Justus Liebig erforschte das Leben der Pflanze und stellte die Chemie in den Dienst der Landwirtschast, Alb recht Thaer machte ans eine vorteilhaftere Benutzung des-Bodens aufmerksam und sortierte die Errichtung landwirtschaftlicher Lehranstalten. Durch die Anlage von Brennereien, den Anbau von Zuckerrben, die Anwendung des Kunstdngers, eine bessere Viehzucht, die Fruchtwechselwirtschast, welche die Dreifelderwirtschaft verdrngte, und die Grndung von Landwirtfchaftskammern und Genossen-schasten haben die Bauern ihre Einnahmen wesentlich gebessert. Ans Hochschulen. Laudwirtschastschuleu. Winter- und Fortbildungsschulen wird fr eine gute Schul- und Fachbildung gesorgt. 3. Das kirchliche Leben. Die Grundstze der sogeuauuteu Aus-klruug und die geistigen Strmungen der franzsischen Revolution schdigten jede auf die christliche Offenbaruug gegrndete Religionsge-nossenschast. In religiser Beziehung lieen sich zwei Richtungen scharf

5. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 305

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
r~ 305 bcn Nachweis, ba viele Krankheiten bnrch kleine Organismen im menschlichen und tierischen Krper erzengt werben. Der Franzose Pastenr wrbe der Begrnber der Bakteriologie, Robert Koch fanb den Milzbranb- und bcn Cholerabazillus, Behring trat bnrch die Erfiubuug des Heilserums dem Wrgengel Diphtherie erfolgreich ent-gegen, Pettenkofer gab bnrch seine Forschungen den Ansto zur Begrndung der Hygieue. Durch die von Rntgen entbeckten X-Strahlen wrbe eine eingehenbere und leichtere Untersuchung des menschlichen Krpers ermglicht. Mit den Entdeckungen auf dem Gebiete der Naturwissenschaften hielt die Entwickelnng der Technik gleichen Schritt; man verlie sich nicht mehr auf den Zufall, sondern sttzte seine Versuche ans wissenschast-liehe Methoben. Durch die Erfindung des Telegraphen, des Telephons und der drahtlosen Telegraphie durch den jungen Italiener Mareoni ist ein Gebankenaustausch auf weite Entfernungen leicht und fchnell ermglicht. Im Jahre 1879 erbaute Werner Siemens in Berlin die erste elektrische Eisenbahn. Die Erfinbnng der Nhmaschine, der Photographie, der Schnellpresse, der Streichhlzer, der Gas- und elektrischen Beleuchtung, des Hinterlader- und Zndnadelgewehres, des Gustahls, wo-durch die Eisen- und Stahlindustrie einen ungewohnten Aufschwung nahm und die Herstellung von befferen Geschtzen und von Panzerplatten gefrdert wurde, verdanken wir neben vielen anderen dem 19. Jahrhundert. Ganz Bebcntcnbcs wrbe ebenfalls im Maschinenbau geleistet; fr alle Zweige des gewerblichen Lebens wrben sinnreiche Arbeitsmaschinen erfnnben, die die Menfchen fast ganz ersetzen, der Massenerzeugung bienen und ihre Arbeit mit der grten Genauigkeit verrichten. e) Das Unterrichtswesen. Der Vater der neueren Pdagogi wurde Johann Heinr. Pestalozzi, der jedoch durch die mchtige Anregung. die er gab, fruchtbarer fr Erziehung und Unterricht geworden ist. als durch sein eignes Wirken. Der Knigsberger Philosoph Friedr. Herbart suchte die Pdagogik auf der Psychologie aufzubauen; erst durch wahres psychologisches Wissen kann die Pdagogik als Lehre zu einer gewissen Vollkommenheit und Brauchbarkeit gelangen; denn nur durch die Psychologie empsngt die Handhabung der pdagogischen Mittel Sicherheit und Zusammenhang und das Geschft des Erziehers Einheit und Zweck-Migkeit." Tchtige Theoretiker und Praktiker auf dem Gebiete des Volksschulwesens in der ersten Hlfte des 19. Jahrhunderts waren Diesterweg, Overberg, Sailer und Graser; in der zweiten Prockmann, Lehrbuch der Geschichte. Iii. 20

6. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 127

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
- 127 je krftiger sich die Industrie entwickelte. Mit dem Grobetriebe bildete sich auch eine neue Gesellschaftsklasse, der Arbeiterstand, und da es noch an Arbeiterfchutzgefetzeu fehlte, war die Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft, namentlich in England, eine unerhrte. Einen lebhaften Aufschwung nahm das gewerbliche Leben in jenen Gegenden, wo die Dampfmaschine und die Steinkohle in den Dienst der Arbeit gestellt wurden, oder wo weise Fürsten fr Hebuug von Handel und Gewerbe besonders besorgt waren. Sachsen lieferte Porzellan und Banmwoll-waren. Westfalen und Schlesien feine Leinwand und Damast-gewebe, Solingen und Suhl gute Eifeu-und Stahlwareu, Krefeld x) Seide, der Schwarzwald allerlei Holzwaren und Uhren. Im wirtschaftlichen Leben machten sich drei Richtungen geltend, der Merkantilismus, der Phyfiokratismus und der Jnd nstrialismns Der Merkantilismus (von mercari handeln) sucht die Natural-Wirtschaft zu verdrngen, dagegen den Geldwert (Sold und Silber) zu vergrern. Er verbietet die Ausfuhr von Gold und Silber in gemnzter und ungemnzter Form und belegt die Ausfuhr von Rohstoffen mit hohen Zllen. Die Einfuhr fremder Erzeugnisse wird erschwert oder gnzlich verboten, hingegen die Einfuhr fremder Rohstoffe und die Ausfuhr einheimischer Fabrikate erleichtert. Da eine groe Anzahl Arbeiter ntig ist, wird Die Auswanderung verhindert, die Ein-Wanderung befrdert und das Eingehen der Ehen begnstigt. Das Merkantilsystem entsprach der absoluten Regierungsform, und da es wirtschaftliche Ubelftude beseitigte, brachte es einigen Staaten groen Vorteil, verhinderte aber eine allgemeine gesunde wirtschaftliche Entwicklung. In dem franzsischen Minister Eolbert fand diese Richtung ihren eifrigsten Vertreter. Der Physiokratismns (von physis = Kraft und kratein = herrschen), der sich unter den: Einflsse der Aufklrungsphilosophie entwickelte, verwirft das Eingreifen des absoluten Staates in das wirtschaftliche Leben, fordert vielmehr unbeschrnkte Handels-, Verkehrs- und Gewerbefreiheit. Laissez faire, laissez passer" war das Leitwort der Physiokraten und wieder ein Franzose, der Finanzminister Turgot, wurde ihr Vertreter. Nicht Gold und Silber, wie bei dem Merkantilismus, sondern die Erzeugnisse des Landes (der Land- und Forstwirtschaft und des Bergbaues) sind die Quelleu des Reichtums. Der Jndustrialismus (von industria = Flei) erblickt in der Arbeit die Quelle des Volksreichtums und zwar in der Landwirtschaft, im Gewerbe und im Handel. Er verwirft wie der Physiokratismns die Einmischung des Staates, fordert Arbeitsteilung und freien Weit-bewerb. Der Schotte Adam Smith ist der Begrnder und der eifrigste Verfechter dieser Wirtschaftstheorie, die groe wirtschaftliche Vernderungen bewirkt hat und uoch heute das wirtschaftliche Leben beeinflut. 1) Die dortige Seidenfabrik war die grte in ganz Deutschland; sie beschftigte um die Mitte des 18. Jahrhunderts 3000 Arbeiter.

7. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 205

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
205 6. Landwirtschaft, Handel und Verkehr. Nachdem die Erb-Untertnigkeit aufgehoben war, begann sich die Landwirtschaft allmhlich zu heben. Bei dem jetzt freien Bauer zeigte sich eine groe Tatkraft und ein rhriger Unternehmungsgeist. Der Ackerbau und die Viehzucht wurden rationell (verstndig) betrieben; die Naturwissenschaft, besonders die Chemie, wu^rde^ fr die Lahwirtschaft verwertet, der Fruchtwechsel und die Drainage fanden ugang, der allgemeine Kartoffelbau und der Zuckerrbenbau brachten lohnenden Gewinn. Handel und Verkehr hoben sich durch den von Preußen ge= schaffenen Preuisch-deutschen Zollverein ganz bedeutend. Jeder deutsche Staat bildete bisher ein eigenes Zollgebiet. Innerhalb des Bundesgebietes mute deshalb eine Ware so ost verzollt werden, als sie die Grenze eines Bundesstaates berschritt. Das erschwerte den Handel und verteuerte die Ware. Dazu kam noch, da viele englische Waren zollfrei ins Land kamen und den Markt berschwemmten. Zur Vereinfachung des Handels und zum Schutze der deutschen Industrie gegen-ber der englischen und sranzsifcheu grndete der König den Prenisch-deutschen Zollverein. Zwischen den zum Vereine gehrigen Staaten im Laufe der Jahre traten fast alle deutschen Lnder bei - herrschte von nun ab Zollsreiheit. Sollten auslndische Waren in einen dieser Staaten eingefhrt werden, so muten sie verzollt werden. Die Zlle (Finanzzlle) flssen in eine gemeinsame Kasse und wurden an die einzelnen Staaten im Verhltnisse ihrer Einwohner verteilt. Gro waren die Vorteile, welche der Zollverein brachte. Ein besserer Absatz der deutschen Waren wurde erzielt, die Einnahmen der einzelnen Staaten mehrten sich, in Mnzen. Maen und Gewichten wurde eine grere bereinstimmung angebahnt, und was das Wichtigste war: die Deutschen lernten sich als ein Ganzes shlen; denn der Zollverein legte bereits den Grund zur spteren Einigung Deutschlands unter Preuens Fhrung. Preußen bernimmt jetzt die positive Politik Deutschlands, sterreich behlt nur die.sormelle Leitung;" so uerte sich damals ein sterreichischer Staats- mann der den Zollverein.1) ) berall baute man neue Chausseen, das Po st wesen erhielt manche Verbesserungen, und die Dampskrast wurde in den Dienst von Handel und Verkehr gestellt. 1816 fuhr das erste Dampsschiss ans dem Rheine, 1885 wurde die erste deutsche Eisenbahn zwischen Frth und Nrnberg dem Betriebe bergeben, 1838 Berlin mit Potsdam durch eine Eisenbahn verbunden. ') Erg. Nr. 31.

8. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 222

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
_ 222 _ gewonnen; von 1849 -1852 wurden nicht weniger als 12 200 qkm Landes urbar gemacht. Der Maschinenbetrieb (S-, Mh-und Dreschmaschinen) kam in der Landwirtschaft immer mehr zur Anwendung, das gewaltige Aufblhen der Industrie und des Handels bot ein weites und leistungsfhiges Absatzgebiet; der Wert des Bodens stieg um das Doppelte im Preise. Zur Hebung des Handels wurden Landstraen und Eisenbahnen angelegt. Die Flu- und Se edampff chif fahrt hob sich bedeutend, und zur Frderung des Seehandels und zur Sicherung Preuens im Welthandel schuf der König eine Kriegsflotte, die unter den Oberbefehl des Prinzen Adalbert gestellt wurde und an ihm einen krftigen Frderer fand. Von Oldenburg kaufte er zur Anlage eines Kriegs-Hafens einen Strich Landes am Iadebnfen, wo mit der Zeit eine Stadt entstand, die im Jahre 1869 nach Wilhelm I. den Namen Wilhelms-Hven erhielt. An Stelle des optischen Telegraphen trat die ele ktro-magnetische Fernschrift. Im Jahre 1849 wurde die erste telegraphische Depesche aufgegeben, und 1853 hatten die preuischen Telegraphenlinien bereits eine Lnge von 107 000 km. Unter ausgiebiger Benutzung der Dampskrast nahm das Fabrik-Wesen einen gewaltigen Aufschwung. Die Gustahlfabrik vou Krupp in Effeu bekam als Geschtzfabrik Weltruf; Borfigs Maschinen und Lokomotiven verdrngten bald die auslndischen aus ganz Deutschland und suchten sich in anderen Lndern Eingang zu verschaffen. Solingen erlangte eine groe Bedeutung durch feine Stahlwaren, und die groen Spinnereien und Webereien, besonders die in Elberfeld und Barmen, deckten nicht nur den Bedarf im eigenen Lande, sondern gewannen ein ehrenvolles Ansehen auf dem Weltmarkte. Der Bergbau, besonders die Frderung der Kohlen, gelangte zu hoher Blte. Die Einfhrung des Petroleums und die Erfindung des Leuchtgases gabeu Straen und Wohnungen ein besferes Licht. Handel und Gewerbe hatten einen solchen Aufschwung genommen, da hierfr ein eigenes Ministerium geschaffen werden mute.') 6. Sorge fr Wissenschaft und Kunst. Fr Wissenschaft und Kunst sorgte der geistig so hoch begabte Fürst in wahrhaft kniglicher Weise. Berhmte Gelehrte, Dichter, Maler und Bildhauer berief er nach Preußen, vor allem nach Berlin. ') Erg. Nr. 34.

9. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 297

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
(jtojge Verbesserung und Vernderung, doch berschritt man zu oft die Grenze des Erlaubten und lebte der den Stand hinaus. Die Ver-gngungssucht stieg ebenfalls mit,km besseren Verdienst, fr Kleidung und Modetorheiten wnrde viel Geld ausgegeben. Die alte schlichte deutsche Sitte schwand immer mehr, sr Sparsamkeit hatten nur wenige ein Verstndnis. Die niedern Stnde, wollten es den bessern gleichtun, und mit der verbesserten Lebensweise und den sich steigernden Bedrs-nissen wuchs. die - Unzufriedenheit. Statt in der Familie suchte der Mann oft sogar mit Weib und Kind sein Glck im Wirtshaus, das sittliche Leben war gelockert, Religion und Kirche wrden verlacht und verhhnt, Neid und Klassenha erinnerten an die Zeit der ersten franzsischen Revolution, und eine neue Vereinigung, die sich fast nur aus Industriearbeitern zusammensetzte, die der Sozialdemokraten, wollte eine neue Gesellschaftsordnung herbeifhren. Mit der Belebung und Krftigung des deutschen Nationalbewutseins wuchs auch die Wertschtzung der deutschen Sprache. Die franzsische Sprache verlor ihr unbestrittenes Vorrecht am Hose und in den hheren Bemntenkreisen, beim Adel und der vornehmeren Brger-schuft, selbst in der Diplomatie. Fast berall bedient man sich heutzutage der deutschen Sprache, und weite Kreise sind eifrig bemht, sie von den Schlacken des Fremdlndischen zu befreien, sie zu verbessern und zu veredeln. (Der Allgemeine Deutsche Sprachverein.) 2. Das wirtschaftliche Leben, a) Industrie und Handwerk. Zn Ansang des neunzehnten Jahrhunderts konnte die deutsche Industrie gegen das blhende Gewerbe Englands und Frankreichs sich nur mhsam behaupten. Die auslndischen Waren berschwemmten den deutschen Arbeitsmarkt, durch die Kontinentalsperre wurde die deutsche Industrie insofern schwer geschdigt, als sie ihre Erzeugnisse im Auslnde nicht mehr absetzen konnte. Nach den Freiheitskriegen besserte sich ihre Lage besonders dadurch, da die Dampskrast eine ausgiebige Verwendung fand und die reichen Steinkohlenlager ausgebeutet wurden. In Berlin baute Borfig die ersten deutschen Lokomotiven, in Sachsen und Schlesien wurden zahl-reiche mechanische Baumwollen- und Leinwandwebereien errichtet, und die so wichtige Eisenindustrie, besonders in Rheinland und Westfalen, erhielt durch die Grndung des Zollvereins eine erhebliche Frderung. Einen gewaltigen Ausschwung nahm die Industrie zu Ansang der siebeuziger Jahre, dem infolge schwindelhaster Grndungen nur zu schnell der Krach" folgte. Doch fchon bald hat sie sich von diesem

10. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 298

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
298 schwereil Schlage erholt, auf allen Gebieten steht sie heute leistungsfhig da, auf verschiedenen ist sie selbst der hochentwickelten englischen und amerikanischen Industrie eiue gefhrliche Konkurrentin geworden. Deutsch-laud wurde ein Industriestaat ersten Ranges, dessen Leistungen auf den letzten Weltausstellungen Bewunderung und Anerkennung, aber auch Neid erweckten. Die Benutzung der Dampfkraft ersetzte die kostspielige menschliche Arbeitskraft, ihre gewaltige Ausdehnung dagegen schns einen neuen Stand, den Stand der Industriearbeiter, die bei ihrer einseitigen, schweren Beschftigung nicht ihre Zufriedenheit fanden, da der Mensch im gewissen Sinne auch nur eine Maschine war. Dazn kam noch, da oftmals die Arbeiter bei dem Mangel an Arbeiterfchntzgefetzen in rck-sichtsloser Weise ausgenutzt wurden (Trucksystem). Auch die Kiuder wurden zu lange in den Fabriken beschftigt, wodurch sie krperlich und geistig Schaden litten. Infolge der berproduktion entstand nicht selten eine Stockung im Abstze, die Preise gingen zurck, die Fabriken machten bankrott, hohe Kapitalien wurden eingebt, den Arbeitern mnte gekndigt werden, und viele Familien kamen in Not und Elend. Durch das Ausblhen der Fabriken ging das Handwerk immer mehr zurck, weil es anfangs die Maschine in seinen Dienst zu stellen nicht verstand und schon deshalb seine Waren nicht so billig abgeben konnte, wie der Grobetrieb. Durch ein festes Znsammenschlieen. Bildung von Genossenschaften, Errichtung von Handwerkskammern, durch eiue bessere Schul- und Fachbildung und durch den Erla gesetzlicher Bestimmungen hat es sich in den letzten Jahren ganz bedeutend gehoben. b) Handel und Verkehr. Haudel und Verkehr haben durch die Dampfkraft, die Elektrizitt, den Telegraphen und das Telephon eiue vielseitige Vernderung erfahren und eine kanm glaub-liche Ausdehnung genommen. Deutschlands Auenhandel, krftig geschtzt durch eine starke Flotte, ist zum Welthandel geworden, seine Handels-flotte nimmt die zweite Stelle ein, auf dem Weltmarkt gewinnt Deutschland von Jahr zu Jahr mehr an Ansehen und Einflu. Hamburg und Bremen gehren zu den bedeutendsten Seehandelspltzeu der Welt. Der Stempel Made in Germany", der den aus Deutschland bezogenen Waren aufgedrckt wurde, um sie in England gegen die einheimischen zurckzudrngen, hat die entgegengesetzte Wirkung gehabt. Auf den Weltansstellungen zu Chicago, Paris und Lttich reihten sich die Er-zeugnisse der deutschen Industrie ebenbrtig den besten anderer Nationen an, auf manchen Gebieten nahmen sie sogar die erste Stelle ein.
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